Narzissmus A – Z
A
Abuser
Abuser ist das englische Wort für eine Person, die Missbrauch ausübt, sei es körperlicher, psychischer, verbaler, finanzieller Missbrauch oder andere Formen des (Macht-)Missbrauchs.
Abuse Amnesia
Abuse Amnesia ist eine Form der psychischen Gewalt und des Gaslightings. Es bezeichnet eine Manipulationstaktik, bei der Täter:innen so tun, als könnten sie sich an ihre eigenen Taten nicht erinnern. Damit entziehen sich Täter:innen der Konsequenzen und der Verantwortung für ihr eigenes Handeln. Betroffene zweifeln daraufhin häufig ihre eigene Wahrnehmung an.
Abuse by Proxy
Abuse by Proxy bezieht sich auf den emotionalen Missbrauch, dem Betroffene und Überlebende ausgesetzt sind, wenn narzisstische Täter:innen das soziale Umfeld des Opfers manipulieren, beispielsweise durch Halbwahrheiten oder Lügen. Betroffene ernten dadurch oftmals Misstrauen von ihren Mitmenschen. Häufig begünstigt dies die Isolation des Opfers.
Abuse Minimization
Abuse Minimization bezeichnet das Herunterspielen von Missbrauch, sowohl durch die Täter:innen selbst als auch das Umfeld des Opfers und die Gesellschaft im allgemeinen. Auf politischer und historischer Ebene zeigt sich dies bspw. in Form von Misogynie und Patriarchat. Auch die Geschichte der Hysterie basiert auf der Trivialisierung von Gewalt.
B
Blameshifting
Blameshifting ist eine Manipulationstaktik, bei der Täter:innen Schuldumkehr betreiben. Für das eigene Fehlverhalten machen sie das Opfer, andere Personen oder höhere Gewalt verantwortlich.
Brainwashing
Brainwashing beschreibt eine Form der psychischen Manipulation, die darauf abzielt, das Opfer in Denken und Handeln zu beeinflussen und zu kontrollieren. Durch subtile Taktiken werden Betroffene über einen Zeitraum hinweg dazu gebracht, Glaube oder Verhaltensweisen zu verändern – auch wenn dies bspw. den eigenen Moralvorstellungen widerspricht. Der Begriff ist umstritten, da es meist eine Fremdzuschreibung ist, die von einigen Betroffenen als stigmatisierend empfunden wird.
Breadcrumbing
Breadcrumbing bezeichnet das Schüren von Hoffnungen ohne die Intention, diese leeren Versprechen auch in die Tat umzusetzen. Breadcrumbing kann sowohl im Datingkontext, fortgeschrittenen Beziehungen oder im Beruf vorkommen. Täter:innen halten das Opfer bspw. durch willkürliche (kurze) Nachrichten oder positive (aber nicht ernst gemeinte) Kritik warm, nur um sich dann plötzlich wieder zu distanzieren oder einer Umsetzung der Pläne aus dem Weg zu gehen. Taten und Worte von Täter:inne widersprechen sich oftmals und sind nicht konsistent.
C
Co-Abhängigkeit / Co-Dependecy (Kritik)
Co-Abhängigkeit / Co-Dependecy ist ein Konzept, das sich ursprünglich auf die Beziehung zwischen einer drogenabhängigen Person und deren Angehörigen bezieht. Es beschreibt u.a. die Verharmlosung der Suchterkrankung durch Angehörige oder ein unterstützendes Verhalten (bspw. indem die Drogensucht finanziert wird). Im Zusammenhang mit narzisstischem Missbrauch wird häufig von Co-Abhängigkeit gesprochen, wenn Betroffene eine emotionale Abhänigkeit zu narzisstischen Täter:innen entwickeln und sich nicht aus dieser lösen können. Problematisch ist diese These u.a. deshalb, weil der Mangel in der betroffenen Person gesucht wird, und nicht das narzisstische Verhalten von Täter:innen als Problem begriffen wird.
Co-Narzisst:in (Kritik)
Co-Narzisst:in ist ein irreführender Begriff, der häufig als Synonym für „Opfer“ bzw. „Betroffene“ von narzisstischer Gewalt benutzt wird. Dabei suggeriert das Wort jedoch, dass auch das Opfer Narzisst:in ist. Zwar kann es sein, dass auch zwei Narzisst:innen in eine missbräuchliche Beziehung(sdynamik) geraten, jedoch existiert auch dann eine Täter-Opfer-Dynamik. Co-Narzisst:in wiederum zeichnet ein Bild von zwei Täter:innen und begünstig dadurch eine Täter-Opfer-Umkehr.
Coercive Control (Zwangskontrolle)
Coercive Control (Zwangskontrolle) bezeichnet eine Kombination aus verschiedenen Verhaltensweisen, die darauf abzielen Betroffene zu kontrollieren, einzuschüchtern und herabzuwürdigen. Zwangskontrolle kann sich u.a. zeigen durch Isolation des Opfers, finanziellen Missbrauch, kontinuierliche Kontrolle sozialer Kontakte oder des Sexualverhaltens, Androhung von Gewalt oder Gaslighting, sowie passiv-aggressivem Verhalten wie Stonewalling, Ghosting als Mittel der Bestrafung. Betroffene werden so Schritt für Schritt in ihrem Selbstwert geschwächt und gefügig gemacht.
Cognitive Dissonance / Kognitive Dissonanz
Cognitive Dissonance / Kognitive Dissonanz bezeichnet einen negativen Gefühlszustand der inneren Anspannung, der entstehen kann, wenn die Handlungen und Überzeugungen von Menschen nicht übereinstimmen. Ein solcher Gefühlszustand kann entstehen, wenn eine Person beispielsweise entgegen der eigenen Moralvorstellungen handelt. Weil Menschen diese innere Anspannung verhindern möchten, haben sie einen Anreiz, ihr Verhalten an ihre Überzeugungen anzupassen – oder umgekehrt, ihre Überzeugungen an ihr Verhalten. Im Kontext von missbräuchlichen Beziehungen kann kognitive Dissonanz dazu führen, dass sich Betroffene von narzisstischem Missbrauch aufgrund einer psychischen (und/oder finanziellen) Abhängigkeit nicht von Täter:innen trennen können (sei es in einer Partnerschaft, einem Job oder der Familie) und den Missbrauch deswegen kleinreden oder rechtfertigen.
D
DARVO
DARVO steht für “deny, attack, and reverse victim and offender“ (leugnen, attackieren, und Täter-Opfer-Umkehr betreiben). Täter:innen, die zur Rechenschaft gezogen werden – sei es auf juristischer Ebene oder durch das eigene Umfeld – bedienen sich dieser Taktik, um Betroffene einzuschüchtern, Mitmenschen zu manipulieren und einer Strafe bzw. Konsequenzen aus dem Weg zu gehen. Da es auf gesellschaftlicher Ebene an Wissen über ebensolche Taktiken mangelt, haben viele Täter:innen Erfolg mit dieser Strategie.
Devaluation Phase
Devaluation Phase bezeichnet die Phase in einer missbräuchlichen Beziehung, in der Täter:innen mit der verbalen Abwertung des Opfers beginnen und sich zunehmend distanzieren, bspw. durch eine plötzliche Funkstille, Desinteresse oder emotionale Kälte.
Discard Phase
Discard Phase bezeichnet die Phase in einer missbräuchlichen Beziehung, in der Täter:innen das Opfer (oftmals sehr plötzlich) verlassen oder die Beziehung aufgrund einer Lappalie beenden. Nicht selten wird die betroffene Person zeitnah durch ein neues Opfer ersetzt, oder durch bestimmte Manipulationstaktiken (z.B. Future Faking) wieder in die Beziehung gehoovert.
Dissoziation
Dissoziation bezeichnet eine Vielzahl an Phänomenen, bei der die Wahrnehmung, Gedächtnis und Motorik einer Person nach einem traumatischen Erlebnis gestört sein können. Dissoziation kann verschiedene Ausprägungen haben, beispielsweise kommt es bei vielen Betroffenen zu einem Erinnerungsverlust und einem Verlust des Zeitgefühls, sodass sich die Erinnerungen an Abläufe (traumatischer) Ereignisse beispielsweise sich vermischen. Betroffene können auch in einen Freeze-Modus und Trance-ähnliche Zustände verfallen. Auch das Seh-, Hör- und Riechvermögen und der Gleichgewichtssinn können beeinträchtigt werden. Häufig leiden Betroffene zudem unter Depersonalisation (einer veränderten Selbstwahrnehmung) sowie Derealisation (einer veränderten Wahrnehmung der Umwelt).
Double Standards / Doppelmoral
Double Standards / Doppelmoral bezeichnet eine Widersprüchlichkeit zwischen dem eigenen Handeln und den Erwartungen an andere. Im Kontext von missbräuchlichen Beziehungen zeigt sich dies beispielsweise, indem Täter:innen lügen, ausbeuten, fremdgehen, missbrauchen oder herabwürdigen – andere jedoch für dieses Verhalten verurteilen, insbesondere dann, wenn es sie selbst trifft.
Dunkle Triade
Dunkle Triade ist ein Modell von Delroy Paulhus und Kevin Williams, das Persönlichkeiten beschreibt, die sich durch grandiosen Narzissmus, subklinische Psychopathie und Machiavellismus (Machtstreben um jeden Preis) auszeichnen. Persönlichkeiten der dunklen Triade wirken oft sehr charmant, angepasst und erfolgreich. Ihre kalkulierenden, manipulativen und ausbeuterischen Eigenschaften verhelfen ihnen zu beruflichem Erfolg, wo sie mitunter großen Schaden anrichten: Die Dunkle Triade ist überproportional häufig in Führungspositionen von Unternehmen zu finden, steht aber auch im Zusammenhang mit Betrug, Mobbing und Wirtschaftskriminalität. Auch Diktatoren, Sektenführer und Profiteure der organisierten Kriminalität vereinen stark ausgeprägte Eigenschaften der Dunklen Triade.
Laut Paulhus und Williams ist der Ansporn narzisstischer Menschen Bewunderung und Anerkennung zu ernten, während sie sich arrogant und überheblich zeigen. Machiavellist:innen wiederum zeichnen sich laut dieses Modells durch Unehrlichkeit, sowie Empathie- und Rücksichtslosigkeit aus. Ihren Ansporn bildet dabei kalkulierte Manipulation und Ausbeutung. Psychopath:innen wiederum zeichnen sich laut Paulhus und Williams durch Furchtlosigkeit, Kaltblütigkeit und eine Tendenz zur Kriminalität aus. Im Gegensatz zu klinischen Psychopathen sind sie weniger impulsiv und geraten selten in Konflikt mit dem Gesetz. Die Verhaltensmuster zielen dabei stets auf Herabwürdigung und Objektifizierung anderer ab.
Das Modell soll eine Kategorisierung von Verhaltensmustern vereinfachen, Paulhus und Williams betonen jedoch, dass es sich stets um ein Spektrum handelt und die Grenzen somit fließend sind.
In Verbindung mit Sadismus spricht man auch von der Dunklen Tetrade. Solche Menschen sind zu unvorstellbar grausamem und zerstörerischem Verhalten in der Lage. Wenn sie sich in Machtpositionen befinden, können ihre destruktiven Persönlichkeiten unzählige Opfer fordern (z.B. Versklavung, organisierter Kindesmissbrauch und Menschenhandel, Genozid).
E
Echoismus (Kritik)
Echoismus ist ein Konzept, das auf der Annahme fußt, dass es einen Gegenpol zu Narzissmus geben muss. Dabei wird ein Bild von Echoist:innen gezeichnet, die schwach, traumatisiert, unselbstständig, naiv, emotional instabil und per sé „co-abhängig“ sind. Oftmals werden die Folgen psychischer Gewalt (z.B. in der Kindheit) fälschlicherweise als Ursache für narzisstischen Missbrauch im Erwachsenenalter wahrgenommen. Dies führt dazu, dass alle Betroffenen von narzisstischer Gewalt als Menschen betrachtet werden, die selbstverschuldet in eine Beziehung mit Narzisst:innen geraten sind. Sämtliche Manipulationstaktiken sowie die Intention der Täter:innen werden dabei ebenso außer Acht gelassen wie die Tatsache, dass JEDER Mensch in eine narzisstische Beziehung geraten kann. Denn narzisstische Täter:innen passen ihr Verhalten an die jeweilige Situation, das Umfeld, sowie Persönlichkeit, Ängste und Selbstwertgefühl, Ideale und Wünsche ihres Gegenübers an.
Emotionale Abhängigkeit
Emotionale Abhängigkeit kann in verschiedensten Beziehungskonstellationen vorkommen, nicht nur in Partnerschaften. In narzisstischen Beziehungen entsteht die emotionale Abhängigkeit durch den schnellen Wechsel zwischen Hochs (Lovebombing, Future Faking) und Tiefs (Devaluation, Stonewalling) und dem regelmäßigen Hoovering durch Täter:innen anhand von diversen Manipulationstaktiken. Aufgrund der neurobiologischen Abläufe im Gehirn, ist eine emotionale Abhängigkeit vergleichbar mit einer Sucht, eine Trennung wiederum vergleichbar mit einem Entzug. Weitere Infos zu den neurobiologischen Hintergründen und Gründen, wieso eine Trennung von Täter:innen so schwer fällt, findet ihr hier.
Emotionale Vernachlässigung
Emotionale Vernachlässigung bezeichnet einen lieblosen, unempathischen und abwertenden Umgang mit Menschen, insbesondere mit Kindern oder Jugendlichen. Emotionale Vernachlässigung umfasst verschiedene Formen der psychischen und verbalen Gewalt, beispielsweise Guilttripping, Stonewalling und Gaslighting. Bei Kindern, die diese Form der Gewalt erfahren, kommt es häufig zu Entwicklungsstörungen oder -verzögerungen. Auch wirkt sich der Missbrauch häufig negativ auf das Bindungsverhalten des Kindes aus. Zudem können auch Kinder Depressionen oder Ängste entwickeln. Karl Heinz Brisch betont, dass diese “emotionalen Gewalterfahrungen (…) von Menschen ähnlich intensiv und schmerzlich erlebt werden wie körperliche und sexuelle Gewalt.“
Empathie (kognitive + emotionale Empathie)
Im Allgemeinen Sprachgebrauch wird bei der Verwendung des Begriffs Empathie meist nicht zwischen kognitiver und emotionaler Empathie unterschieden. Diese Unterscheidung ist jedoch wichtig, um zu verstehen, wieso Narzisst:innen vor allem in der Lovebombing-Phase aber auch während des Hoovering-Prozesses empathisch wirken können, letztendlich aber wieder in dieselben Verhaltensmuster verfallen und nach einem Hoovering versuch eine Phase der Abwertung folgen wird. Narzisst:innen verfügen häufig über kognitive Empathie, d.h. sie erkennen Gefühle im gegenüber und wissen, welche Reaktionen sie durch bestimmte Taten auslösen (bspw. Trauer nach einer Herabwürdigung, Freude und Hoffnung nach einer Entschuldigung usw.). Da es am emotionaler Empathie mangelt, empfinden sie dabei jedoch kein Mitleid, keine Reue, keinen Schmerz, wenn ihr Gegenüber emotionale oder körperliche Schmerzen empfindet.
Enabler
Enabler ist der englische Begriff für Menschen, die durch Taten oder Aussagen Missbrauch begünstigen und Täter:innen (bewusst oder unbewusst) dadurch in die Hände spielen. Enabling zeigt sich bspw. durch das bewusste Teilen von Unwahrheiten über das Opfer, aktivem Support von Täter:innen oder Victim Blaming, welches eine Mitschuld des Opfers am Missbrauch suggeriert.
Erfahrungsexpert:in & Erfahrungswissen
Erfahrungsexpert:in & Erfahrungswissen sind Begriffe, die dazu dienen, Betroffene und Überlebende (nicht nur von Missbrauch, sondern bspw. auch von Erkrankungen) ernst zu nehmen wenn diese über ihre Erfahrungen sprechen oder schreiben. Dabei wird das (fachliche) Wissen, was sie sich angeeignet haben, als ebenso fundiert und relevant angesehen, wie Aussagen von fachlich ausgebildeten Personen (bspw. aus dem Gesundheitswesen oder anderen akademischen Bereichen). Dieses Umdenken ist insbesondere deshalb wichtig, weil die Medizin im Laufe der Jahrhunderte vielen Lebensrealitäten keinerlei Beachtung geschenkt hat (bspw. Menschen mit Rassismuserfahrungen, Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Traumata).
F
Fake Persona
Fake Persona ist ein Begriff, der beschreibt, dass jemand im Kontext einer narzisstischen Beziehung eine falsche Persönlichkeit kreiert. Narzisstische Täter:innen machen dies oftmals in der Kennenlern- bzw. Lovebombing Phase, um gemeinsame Interessen und so auch eine emotionale Bindung vorzutäuschen. Tatsächlich dient diese Fake Persona nur als Maske und ist somit ein Manipulationstool, um das Opfer emotional abhängig zu machen.
Fehldiagnose
Fehldiagnose (Kritik BPD + Histrionische PS; Hysterie) bezeichnet eine fehlerhafte Diagnose, u.a. auch im Kontext einer Therapie. Menschen, die psychische Gewalt und narzisstischen Missbrauch erlebt haben, sind mitunter besonders häufig von Fehldiagnosen betroffen, da sich Sterotype und Stigmata auch durch das Gesundheitssystem und das Medizinstudium ziehen. So erhalten weiblich gelesene Überlebende beispielsweise oftmals die Diagnose einer Borderline Persönlichkeitsstörung, wenn Mediziner:innen eine Missbrauchsdynamik und Reaktionen des Selbstschutzes nicht erkennen. Da eine solche Diagnose suggeriert, dass das Opfer eigentlich Täter:in ist, kann auch eine (Verhaltens-) Therapie nicht anschlagen. Diese führt mitunter sogar dazu, dass Betroffene sich Täter:innen fügen und unterordnen.
Finanzieller Missbrauch
Finanzieller Missbrauch zeigt sich in vielen Formen, u.a. in finanzieller Ausbeutung, Kontrolle über Ausgaben und Einnahmen, Manipulation des Arbeitsumfeldes, Sabotage von Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen, Diebstahl und Lügen im Kontext finanzieller Entscheidungen, aber auch in Form von psychischer Gewalt wie Gaslighting oder Herabwürdigung, die darin resultiert, dass Betroffene sich bestimmte Aufgaben nicht zutrauen, und ihre eigenen Fähigkeiten und Talente unterschätzen. Betroffene von narzisstischem Missbrauch entwickeln zudem oftmals körperliche und psychische Erkrankungen, die in einer Arbeitsunfähigkeit resultieren können. Auch das ist eine Form des finanziellen Missbrauchs.
Flying Monkeys
Flying Monkeys ist ein anderes Wort für „enabler“, also Personen die Missbrauch bewusst oder unbewusst begünstigen und Täter:innen in die Hände spielen. Jeder Mensch kann zum Flying Monkey werden, da insbesondere subtil handelnde Täter:innen nicht immer durchschaubar sind. Auch Menschen, die aktiv und bewusst Täter:innen unterstützen, können früher oder später selbst zum Missbrauchsopfer werden, da man nur eine Marionette im narzisstischen System ist.
Future Faking
Future Faking bezeichnet eine narzisstische Manipulationstaktik, bei der Täter:innen dem Opfer Versprechen über eine gemeinsame Zukunft machen. Diese Taktik dient vor allem während der Lovebombing Phase dazu, eine emotionale (und ggf. auch finanzielle) Abhängigkeit zu erschaffen und aufrechtzuerhalten. Future Faking in Form von leeren Versprechungen und nicht ernst gemeinten Entschuldigungen kann auch als Mittel zum Hoovering (beispielsweise nach einem Konflikt oder einer Trennung) genutzt werden. Im beruflichen Kontext kommt Future Faking ebenfalls vor, beispielsweise, wenn Gehaltserhöhungen oder andere Aufstiegsmöglichkeiten versprochen, aber nie in die Tat umgesetzt werden.
G
Gaslighting
Gaslighting ist eine Form der psychischen Gewalt und Manipulation, die darauf basiert, dass die Wahrnehmung des Opfers in Frage gestellt wird oder missbräuchliche Taten verharmlost werden. Beispiele für Gaslighting ist z.B. ein Leugnen der eigenen Taten durch Narzisst:innen („Das ist so nie passiert.“), das nachträgliche Verändern des Tathergangs oder der Intention („Das hast du falsch aufgefasst.“), oder das kritisieren der angebrachten Reaktion der Betroffenen auf die jeweilige Tat („Übertreib doch nicht.“ / „So schlimm war das doch nicht.“ / „Du bist zu empfindlich.“).
Ghosting
Ghosting bezeichnet die Masche, ohne Ankündigung eine zwischenmenschlichen Beziehung zu verlassen und das Gegenüber nicht über die Gründe zu informieren. Ghosting wird häufig von narzisstischen Täter:innen genutzt, um das Opfer zu verunsichern, mit Desinteresse zu strafen und somit herabzuwürdigen. Ghosting sollte nicht mit der „No Contact“-Taktik verwechselt werden: denn Betroffene und Überlebende von narzisstischer Gewalt brechen den Kontakt Täter:innen (und ihren Enablern) rein aus Selbstschutz ab.
Golden Child
Golden Child ist der Gegenbegriff zu Scapegoat (Sündenbock) und wird insbesondere im Kontext von häuslicher Gewalt im Familiären Kontext für das (emotional und finanziell) bevorzugte Kind verwendet. Insbesondere, wenn es mehrere Geschwisterkinder in einer Familienkonstellation gibt, muss in missbräuchlichen Dynamiken oftmals ein Kind als Sündenbock herhalten. Häufig werden die einzelnen Kinder gegeneinander ausgespielt, und es findet eine kontinuierliche (sowohl offensichtliche als auch subtile) Abwertung des sog. Scapegoats statt. Während das eine Kind mit Abweisung und emotionaler Kälte gestraft wird, wird das sog. Golden Child mit (vermeintlicher) Liebe sowie materiellen Geschenken überschüttet.
Greyrocking
Greyrocking ist eine Taktik, die Betroffenen helfen soll, die eine narzisstische Beziehung bspw. aus kulturellen, finanziellen, rechtlichen oder familiären Gründen nicht beenden können. Greyrocking beruht dabei darauf, sich für Narzisst:innen durch ein Minimum an Kommunikation uninteressant zu machen. Durch kurze, knappe Antworten sowie einen pragmatische, unemotionalen Schreibstil verlieren Narzisst:innen häufig das Interesse am Opfer und somit auch daran, beispielsweise Konfliktsituationen zu erschaffen, Betroffene zu provozieren oder das Gesagte gegen sie zu verwenden.
Grooming
Grooming ist eine Form der Manipulation, bei der Täter:innen durch vermeintliche Zuneigung eine emotionale Bildung und Vertrauensbasis zum Opfer schaffen. Häufig spielt dabei sowohl ein Machtgefälle als auch ein enormer Altersunterschied zwischen Täter:in und Opfer eine Rolle.
Guilttripping
Guilttripping ist eine Form der psychischen Gewalt, bei der Täter:innen zu Unrecht Schuldgefühle bei Betroffenen entfachen.
H
Häusliche Gewalt
Häusliche Gewalt ist ein zusammenfassender Begriff für diverse Formen der Gewalt (psychische, körperlich, verbal, sexuell und / oder finanziell), die sich „hinter verschlossenen Türen“ abspielt. Häufig ist damit partnerschaftliche Gewalt gemeint, jedoch kann sich häusliche Gewalt auf innerhalb von Familien oder Wohngemeinschaften abspielen.
Hoovering
Hoovering bezeichnet den Akt, wieder in eine missbräuchliche Beziehung „gezogen“ zu werden. Dabei greifen Täter:innen auf Mittel der Manipulation zurück (bspw. Gaslighting, Halbwahrheiten und Lügen, Futurefaking), um Betroffene davon zu überzeugen, dass ihr Fehlverhalten eine einmalige Sache war, eine Trennung somit nicht angebracht ist, und sie eine weitere Chance verdienen. Häufig geht das Hoovering mit einer kurzen Lovebombing Phase einher, auf die dann eine erneute Phase der Abwertung folgt.
Hypervigilance
Hypervigilance ist ein Zustand erhöhter Wachsamkeit und geht häufig mit einer Posttraumatischen Belastungssörung einher. Betroffene gehen dabei häufig von einer Gefahrensituation aus, entwickeln Angstzustände und reagieren in Stresssituationen schneller „gereizt“ oder brechen zusammen.
I
Idealization Phase / Idealisierung
Idealization Phase / Idealisierung findet in der Lovebombing Phase statt. Dabei werden Betroffene durch Täter:innen idealisiert und auf ein Podest gehoben, um eine vermeintliche „Seelenverwandschaft“ zu suggerieren und eine tiefe emotionale Bindung herzustellen. Kurz darauf folgt dann die Phase der Abwertung, in der Betroffene mit Desinteresse und Abweisung gestraft werden.
Incel
Incel steht für involuntary celibate und bezeichnet eine in den USA entstandene Gruppierung, bestehend aus heterosexuellen cis Männern, die der Meinung sind, dass sie unfreiwillig keine Beziehung sowie keinen Sex haben. Aufgrund der Vernetzung auf Social Media Plattformen verbreitete sich die Incel-Ideologie im Laufe der Jahre auch international. Geprägt ist diese durch tiefgreifende misogyne Ideen, ein enormes Anspruchsdenken (insbesondere in Bezug auf das Anrecht auf Sex), Gewaltfantasien, und Selbst-Viktimisierung.
Isolation
Isolation des Opfers dient Täter:innen dazu, die emotionale oder finanzielle Abhängigkeit der Betroffenen zu verstärken und zugleich Selbstzweifel und Ängste zu schüren. Häufig werden Betroffene isoliert, indem das soziale Umfeld schlecht geredet wird (sie sich also aktiv selbst von Familie und Freunden distanzieren) oder der Umkreis durch Täter:innen mit Lügen und Halbwahrheiten manipuliert wird (und sich Außenstehende von Betroffenen abwenden). Auch das Schlechtreden von Interessen, Beruf und Hobbies kann dazu führen, dass Betroffene sich zurückziehen und Kontakt zur Außenwelt verlieren.
K
Komorbidität
Komorbidität bezeichnet zwei oder mehrere sich überlappende Störungen oder Erkrankungen. So kann eine narzisstische Person beispielsweise zeitgleich depressiv oder autistisch sein, oder eine Angsstörung aufweisen.
L
Limerence
Limerence ist der englische Begriff für einen Zustand, bei dem die betroffene Person in einer romantischen oder nicht-romantischen Beziehung dazu tendiert, überdurchschnittlich intensive Fantasien über den Verlauf der Beziehung zu entwickeln. Häufig resultiert dies in ausgeprägten Tagträumen sowie Schlafstörungen undracing thoughts.
Lovebombing
Lovebombing findet in der ersten Phase einer narzisstischen Beziehung statt. Täter:innen überschütten dabei das Opfer mit vermeintlicher Zuneigung, schmieden Zukunftspläne oder machen Betroffenen Geschenke. Die Intention ist dabei nicht aufrichtiger Natur, sondern dient einzig und allein dazu, eine emotionale Abhängigkeit zu erschaffen. Dadurch entsteht der sog. Soulmate Effect, durch den Betroffene glauben, eine:n Seelenverwandte:n gefunden zu haben. Auf die Lovebombing Phase folgt die Devaluation Phase, die für Betroffene häufig sehr überraschend auftritt.
M
Macchiavellismus
Macchiavellismus bezeichnet in der Psychologie eine Tendenz zu narzisstischen Handlungen, die insbesondere auf der Manipulation und Ausbeutung anderer abzielen. Nach Paulhus und Williams agieren Machiavellist:innen unehrlich, empathielos, kalkuliert und rücksichtslos.
Machtmissbrauch
Machtmissbrauch kann u.a. im familiären, partnerschaftlichen oder beruflichen Kontext stattfinden. Täter:innen missbrauchen dabei ihre Macht(position), um anderen Personen zu schaden, sie auszubeuten, zu intrigieren oder zu lügen.
Manipulation
Manipulation bezeichnet die gezielte Beeinflussung der Wahrnehmung, des Handelns und des Erlebens basierend auf einer Unwissenheit der manipulierten Personen um die eigentlichen Absichten und Intentionen der Täter:innen. Im politischen Kontext spricht man auch von Propaganda. Man unterscheidet zwischen Manipulation, die fremdbestimmt und oftmals subtil abläuft, sowie dem Überreden des Gegenübers, also einer im Gegensatz dazu stehenden offenen und direkten Kommunikationart. Einige Thesen – so beispielsweise auch das sog. Neuro-Linguistische Programmieren – basieren auf der Annahme, dass jede Kommunikation per sé Manipulation sei, und auch die manipulierte Person selbst manipulativ agiere, beispielsweise indem sie zu Handlungen auffordere oder einen bestimmten Gesprächshergang beabsichtige. Die Annahme, dass man Manipulation bewusst zulasse oder dass die manipulierte Person durch ihr Handeln “Schuld” an dem Verhalten der manipulierenden Person habe, befeuert jedoch Gaslighting, Täter-Opfer-Umkehr und Victim Blaming.
Mansplaining
Mansplaining ist eine Form der psychischen Gewalt und bezeichnet unaufgeforderte, unerwünschte und unangebrachte Erklärungen und Bemerkungen eines cis-Mannes, in der Annahme er wisse mehr über ein Thema, als FLINTA. Mansplaining hat seine Wurzeln im patriarchalen Gedankengut und fußt auf Sexismus und einer gesellschaftlichen Abwertung von FLINTA. Oftmals sind Betroffene mit dem Vorwurf der Undankbarkeit oder Hysterie konfrontiert, wenn sie Mansplaining kritisieren und anprangern.
Medical Abuse & Medical Gaslighting
Medical Abuse & Medical Gaslighting bezeichnet Missbrauch im medizinischen Kontext. Dabei handelt es sich sowohl um Machtmissbrauch durch medizinisches Personal oder Familienmitglieder, als auch psychische Gewalt (bspw. wenn Betroffene über Schmerzen klagen, dann aber nicht ernst genommen werden und ihr Leid verharmlost wird). Besonders häufig betroffen sind Schwarze Menschen und Menschen of Color. Überlebende von narzisstischem Missbrauch erleben oft Gaslighting im therapeutischen Kontext, u.a. wenn ihre Einschätzung darüber, DASS es sich um Narzissmus handelt, kontinuierlich in Frage gestellt wird.
Mirroring
Mirroring bezeichnet im Kontext von narzisstischen Beziehungen eine Manipulationstaktik, bei der Täter:innen bewusst ihr Gegenüber und dessen Interessen, Zukunftspläne oder Moralvorstellungen spiegeln, um eine vermeintliche Seelenverwandschaft oder emotionale Bindung zu suggerieren. Spätestens in der Devaluation Phase merken Betroffene, dass diese Aussagen und Versprechen nicht authentisch waren. Mirroring muss nicht immer böswillig sein und passiert auch in anderen sozialen Kontexten. Der springende Punkt ist die Intention.
Mobbing
Mobbing ist ein zusammenfassender Begriff für verschiedene Formen der Gewalt, die durch einen oder mehrere Täter:innen ausgeübt werden. Mobbing findet nicht nur im schulischen oder beruflichen Kontext, sondern auch in anderen Bereichen der gesellschaft statt. Mobbing umfasst insbesondere verbale und körperliche Gewalt, geht jedoch auch mit psychischer Gewalt einher. Die Dynamik gleicht nicht selten der des narzisstischen Missbrauchs. Täter:innen sind oft auf Enabler angewiesen, die die Gewalt mitausüben oder verharmlosen.
N
Narcissistic Rage
Narcissistic Rage ist der englische Begriff für unerwartete und unangebrachte Wutausbrüche von Narzisst:innen. Diese dienen dazu, Betroffenen Angst einzuflößen und sie einzuschüchtern. Zudem sind sie Grundlage für eine Täter-Opfer-Umkehr durch die Täter:innen selbst und daher auch eine Form des Gaslightings. Narcisstic Rage kann sich durch verbale, psychische, körperliche und / oder sexualisierte Gewalt zeigen, und sowohl sehr offensichtlich als auch eher subtil stattfinden, beispielsweise wenn Täter:innen Betroffene mit Schweigen strafen.
Narcissistic Victim Mentality
Narcissistic Victim Mentality bezeichnet die Selbst-Viktimisierung von Narzisst:innen als manipulatives Mittel, um narzisstische Zufuhr zu erhalten oder Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben. Siehe dazu auch die Beiträge über Playing the Victim und Pity Ploys sowie Vulnerabler Narzissmus.
Narzissmus / narzisstisch
Narzissmus / narzisstisch sind beschreibende Begriffe, die mehrere Verhaltensweisen zusammenfassen, die allesamt einen negativen Einfluss auf das Umfeld haben. Beide Begriffe sind nicht mit einer Diagnose gleichzusetzen. Narzisstische Menschen handeln ausbeuterisch und empathielos, legen dabei eine Doppelmoral sowie nicht selten auch Skrupellosigkeit an den Tag. Die Gewalt, die Narzisst:innen ausüben, kann dabei auf verschiedenen Ebenen stattfinden: psychisch, körperlich, sexuell, verbal oder in Form von finanziellem Missbrauch. Nach außen hin wirken sie häufig charmant, unschuldig und liebevoll. Dies führt meist dazu, dass Täter:innen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, und es stattdessen die Betroffenen sind, die auch im eigenen Umfeld auf Unglaube und Misstrauen treffen. Zudem basiert jede Form der Gewalt und Diskriminierung auf kollektivem, historisch und gesellschaftlich tief verankertem Narzissmus.
Narzisstischer Missbrauch
Narzisstischer Missbrauch ist eine Form des Missbrauchs, der insbesondere auf psychischer Gewalt basiert und bei der Betroffene durch narzisstische Täter:innen manipuliert und ausgebeutet werden. Narzisstischer Missbrauch beginnt mit der Lovebombing Phase, in der Betroffene idealisiert werden. Es folgt die Devaluation Phase, in der Betroffene herabgewürdigt und mit Desinteresse gestraft werden. Am Ende steht die Discard Phase, in der Betroffene fallen gelassen und durch ein neues Opfer ersetzt werden. Durch die schnellen Wechsel zwischen extremen Hochphasen und massiven Tiefs entsteht eine emotionale Abhängigkeit bei Betroffenen, die einer Drogensucht gleicht. Betroffenen fällt es dadurch umso schwerer, sich aus dieser Beziehung zu befreien. Narzisstischer Missbrauch kann in Partnerschaften, Freundschaften, Familien, Glaubensgemeinschaften, im Berufsleben sowie auch anderen Bereichen der Gesellschaft stattfinden.
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Laut DSM-5 wird die Narzisstische Persönlichkeitsstörung anhand folgender Kriterien diagnostiziert: Gefühl der eigenen Grandiosität, Einzigartigkeit und Überlegenheit und darauf basierenden Double Standards, Fantasien von grenzenloser Macht, Erfolg oder Unsterblichkeit, Verlangen nach übermäßiger Bewunderung, Anspruchsdenken und übertriebene Erwartungen an das eigene Umfeld, ausbeuterisches Verhalten, Mangel an emotionaler Empathie, Neid und Missgunst, Arroganz und Überheblichkeit. Bei der weitestgehend verbreiteten Annahme, nur 1-3% Prozent der Bevölkerung hätten eine NPS handelt es sich laut Dr. Ramani Durvasula um einen Mythos. Sie geht davon aus, dass je nach Bevölkerungsgruppe und Region bis zu 50% der Personen stark ausgeprägte narzisstische Züge aufweisen, und begründet so auch die weite Verbreitung diverser Diskriminierungsformen, also kollektivem Narzissmus. Der “1% Mythos” ist zudem auf veraltete Studien zurückzuführen, die außer Acht lassen, dass sich Narzisst:innen nur sehr selten in therapeutische Behandlung begeben. Die NPS wurde als solche aus dem ICD-11 gestrichen, was aus diversen Gründen kritisch zu betrachten ist. Dennoch ermöglich das ICD-11 nun eine differenzierte Diagnostik im Kontext von Komorbiditäten und unterschiedlichen Ausprägungen einer NPS.
Narzisstische Zufuhr / Narcissistic Supply
Narcissistic Supply bzw. Narzisstische Zufuhr kann für Narzisst:innen alles sein, was ihnen Anerkennung, Aufmerksamkeit und Bestätigung liefert: Ruhm, Erfolg, Geld, Macht, Kontrolle sind nur die offensichtlichen Ausprägungen. Vor allem für vulnerable Narzisst:innen ist Mitleid eine Form der narzisstischen Zufuhr (siehe auch Playing the Victim). Communal Narcissists wiederum agieren vermeintlich hilfsbereit, um Bestätigung und Anerkennung zu erhalten.
Negging
Negging bezeichnet eine Form der psychischen Manipulation, bei der Täter:innen den Selbstwert der Betroffenen Person durch vermeintliche Schmeicheleien, Witze oder Kommentare untergraben, die jedoch mit einer subtilen Doppeldeutigkeit einhergehen. Täter:innen verharmlosen diese Aussagen meist und betreiben somit auch Gaslighting, wenn sie mit dem eigenen Fehlverhalten konfrontiert werden.
„Neutral“ Bystanders
„Neutral“ Bystanders bezeichnet Menschen, die in einer missbräuchlichen Situation vermeintlich neutral bleiben und sich mit keiner der beiden Seiten solidarisieren. Mit Neutralität hat dies tatsächlich nichts zu tun, da es Täter:innen in die Hände spielt und Betroffene von Gewalt mit Täter:innen gleichsetzt, da davon ausgegangen wird, dass es zwei „gleichwertige“ Positionen in einem solchen Konflikt gibt.
No Contact
No Contact beschreibt den Kontaktabbruch durch Betroffene von narzisstischer Gewalt. Die Intention ist dabei nicht das Verletzen oder Verunsichern des Gegenübers, sondern purer Selbstschutz und ein erster Schritt des Heilungsprozesses nach einer missbräuchlichen Beziehung.
Nonpology / Fauxpology
Nonpology / Fauxpology bezeichnet eine Entschuldigung, die nicht ernst gemeint ist und durch die Täter:innen das Geschehene trivialisieren. Die Intention von Täter:innen ist dabei u.a. auch, die betroffene Person als zu empflindlich darzustellen, von der Schwere der Tat abzulenken und mitunter von nicht-betroffenen Personen Bestätigung und Vergebung zu erhalten.
Notorisches Lügen
Notorisches Lügen liegt vor, wenn Täter:innen kalkuliert und überdurchschnittlich häufig lügen. Dazu zählt auch das Verbreiten von Halbwahrheiten, das kontinuierliche Verwenden von vermeintlichen Notlügen sowie eine doppeldeutige Kommunikation, die viel Spielraum für Interpretationen lässt. Gelogen wird dabei sowohl in Bezug auf Lappalien als auch über Dinge, die für die betroffene Person eine große Relevanz haben.
O
Opferrolle (Kritik)
Opferrolle ist ein Begriff, der häufig für Menschen benutzt wird, die offen über ihre Gewalterfahrungen oder Erkrankungen sprechen. Der Begriff hat eine negative Konnotaktion und suggeriert, dass Betroffene ihr Leid übertreiben oder sich Übergriffe mitunter ausdenken. Tatsächlich sind es oftmals Narzisst:innen, die eine Opferrolle einnehmen, indem sie Täter-Opfer-Umkehr oder Blameshifting betreiben. Siehe hierzu auch Pity Ploys, Vulnerabler Narzissmus und Narcissistic Victim Mentality.
Orbiting
Orbiting ist eine Form der Manipulation, bei der Täter:innen auf Social Media zwar so tun, als bestünde noch Kontakt zur betroffenen Person (bspw. durch Likes, Shares oder Verlinkungen in der Story), während aber ansonsten Kontakt und Kommunikation gemieden werden. Orbiting geht insbesondere nach einer Konfrontation der Täter:innen mit Gaslighting und einer Verharmlosung des eigenen Verhaltens einher.
P
Patriarchat
Patriarchat bezeichnet ein System, das von cis Männern geschaffen, geprägt, und kontrolliert wurde und wird. Werte und Normen beruhen dabei auf dem Gedanken einer männlichen Überlegenheit. Resultat ist dabei stets die systematische und strukturelle Unterdrückung von allen nicht cis männlichen Personen. Ausprägungen des Patriarchats zeigen sich heutzutage beispielsweise im sog. Gender Pay Gap (also, dass Frauen für dieselbe Tätigkeit ein geringeres Gehalt erhalten) sowie einer Ungleichverteilung anderer Ressourcen.
Pick-me-girl
Pick-me-girl bezeichnet Frauen, die aufgrund von internalisiertem Sexismus andere Frauen abwerten und sich selbst als besser, entspannter, weniger kompliziert, weniger zickig usw. als andere Frauen einschätzen. Häufig geht diese einstellung damit einher, dass bewusst Freundeskreise gewählt werden, in denen kaum andere Frauen vertreten sind. Auch das intrigieren gegen andere Frauen spielt oft eine Rolle.
Pity Ploys
Pity Ploys sind Aussagen und Geschichten, die von Narzisst:innen genutzt werden, um Mitleid zu erhaschen und den Eindruck eines unschuldigen Opfers zu erwecken. Diese Aussagen treten manchmal schon zu Beginn einer Beziehung auf, und können als Oversharing oder Offenheit interpretiert werden. Auch im Rahmen von Konflikten werden Pity Ploys gezielt von Narzisst:innen eingesetzt, um von einem Konflikt abzulenken, nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden oder einer Strafe zu entgehen. Häufig werden auch Notsituationen vorgespielt, oder Selbstverletztendes verhalten angedroht, um Ängste der Betroffenen zu schüren. Dabei wird sowohl auf das Mitleid des Opfers als auch von Außenstehenden gehofft. Pity Ploys und das so erzielte Mitleid sind zudem auch eine Quelle narzisstischer Zufuhr (narcissistic supply).
Playing the Victim (Selbst-Viktimisierung)
Playing the Victim bezeichnet den Akt der Selbst-Viktimisierung durch Täter:innen. Diese stellen sich dabei selbst als das Opfer einer Missbrauchssituation dar, auch dann, wenn genügend Beweise gegen sie vorliegen. Häufig geht dies auch mit einer Übertreibung des eigenen Opfer-Daseins einher. Ziel dieser Selbst-Viktimisierung ist die Manipulation des Umfelds, um sich aus der eigenen Verantwortung zu ziehen. Zudem erhalten Täter:innen durch diese Verhaltensweisen narcisstic supply (narzisstische Zufuhr) in Form von Mitgefühl, Verständnis, emotionaler oder körperlicher Nähe, und anderen Formen der Hilfe. Playing the Victim hängt zudem auch eng mit Ausprägungen der Hypochondrie zusammen. Dass Täter:innen häufig keine der angebotenen Hilfen tatsächlich annehmen, sorgt im Umfeld derweil für eine hohe Frustration.
Post-Seperation Abuse
Post-Seperation Abuse bezeichnet die Weiterführung des Missbrauchs auch nach einer Trennung, beispielsweise im Rahmen einer Smear Campaign, durch Stalking, in juristischen Verfahren oder auf finanzieller Ebene. Siehe hierzu auch DARVO.
Projection
Projection ist ein Abwehrmechanismus auf berechtigte Kritik, der von Abusern als manipulative Taktik genutzt wird. Eine Form der Projektion ist die Schuldumkehr in einer Konfliktsituation. Andere Formen der Projektion können auch außerhalb von Konflikten stattfinden, beispielsweise durch Unterstellungen, Gossiping, Intrigen und Smear Campaigns. So projizieren Abuser häufig ihre eigenen negativen Eigenschaften, Verhaltensweisen und Gedanken auf andere, ganz nach dem Motto “Was ich selber denk und tu, trau ich auch den anderen zu”.
Promiskuität
Promiskuität bezeichnet den häufigen und schnellen Wechsel von Sexualpartner:innen sowie das führen vieler kurzer eheähnlicher, intensiver Beziehungen. Promiskuität geht bei Narzisst:innen und Psychopath:innen dabei einher mit Lügen, Missbrauch sowie emotionaler Kälte.
Psychopathie (Dissoziale Persönlichkeitsstörung)
Psychopathie ist eine schwerwiegende Form der Dissozialen Persönlichkeitsstörung, kann jedoch auch unabhängig von dieser auftreten, beispielsweise als Komorbidität mit Borderline oder einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Hare unterteilt Psychopath:innen in zwei Typen: zum einen Personen mit aggressivem Verhaltensmuster, Charme, Empathielosigkeit und einer Tendenz zu notorischem Lügen, zum anderen Personen mit einem Lebensstil, der von sozialen Normen abweicht, Impulsivität, und von Kriminalität geprägt ist. Die einzelnen Ausprägungen können sich durchaus auch überlappen. Laut Hare ist für Psychopathie der Mangel an emotionaler Empathie ausschlaggebend, während diese für die Diagnose einer Dissoziale Persönlichkeitsstörung nicht nötig ist. Auch betonte Hare immer wieder, dass nicht alle Psychopath:innen straffällig werden und mitunter ein weitestgehend unauffälliges oder den gesellschaftlichen Normen entsprechendes Leben führen. Sog. high functioning psychopaths sind oftmals in Führungs- und Machtpositionen zu finden.
Psychopathie-Checklist nach Robert Hare
Die Psychopathie-Checklist nach Robert Hare ist eine Liste mit Kriterien, die von Robert Hare 1991 angelegt wurde, um Verhaltensweise straffällig gewordener Täter:innen zu kategorisieren. Die einzelnen Punkte der Checkliste sind auch auf narzisstische Täter:innen übertragbar, die (noch) nicht straffällig geworden sind. Typ 1 beschreibt er als Person, die sich durch einen oberflächlichen Charme, Überheblichkeit und Grandiosität, notorisches Lügen, Manipulation, sowie Verantwortungs- und Empathielosigkeit auszeichnet. Auch mangelt es diesen Personen an Reue, Mitgefühl und einer emotionalen Tiefe. Typ 2 wiederum zeichnet sich laut Hare aus durch eine Tendenz zu kriminellem Verhalten und anderen Verhaltensauffälligkeiten im Kontext sozialer Beziehungen schon seit der Kindheit oder Jugend, ein ausbeuterisches Verhalten, Impulsivität und einem Mangel an Selbstbeherrschung, häufig wechselnden (Sexual-)Partner:innen und vielen eheähnlichen Beziehungen in kurzem Zeitraum. Bei diesen handelt es sich stets um missbräuchliche, ausbeuterische Beziehungen, die nicht auf Augenhöhe stattfinden können. Hare selbst betont, dass die Punkte auch auf sog. high functioning Psychopaths zutreffen, die in Chefetagen und Führungsrigen in Politik, Medien, Medizin und anderen Bereichen der Gesellschaft erfolgreich sind. Psychopathie ist eine schwerwiegende Form der Dissozialen Persönlichkeitsstörung, kann jedoch auch unabhängig von dieser auftreten, beispielsweise auch als Komorbidität mit Borderline oder einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
PTBS / PTSD
PTBS / PTSD ist die Abkürzung Posttraumatische Belastungsstörung bzw. post-traumatic stress disorder. Während früher hauptsächlich Soldaten mit PTBS diagnostiziert wurden, erkannte man in der 2. Hälfte des 20. Jhs. an, dass auch sexualisierte Gewalt zu PTBS führen kann und Frauen besonders häufig davon betroffen sind. Einige der Symptome einer PTBS sind Albträume, innere Unruhe, Schlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit, Selbst-Isolation, Ängste, sowie körperliche Symptome wie Tinnitus, Herzrhythmusstörungen oder langfristige chronische Schmerzen. Auch Betroffene von psychischer Gewalt und narzisstischem Missbrauch können eine PTBS entwickeln.
R
Racial Gaslighting
Racial Gaslighting ist eine Form des psychischer Gewalt, die Menschen mit Rassismuserfahrungen betrifft. Dabei werden diese Erlebnisse mit rassistischer Gewalt von weißen Personen, die diese Gewalt selbst nicht erleben, verharmlost oder als „nicht-rassistisch“ deklariert. Das Gaslighting wird also sowohl von den aktiv handelnden Täter:innen als auch von nicht direkt involvierten Enablern betrieben. Racial Gaslighting findet auch auf medialer Ebene statt, bspw. wenn suggeriert wird, dass rassistische Übergriffe eine Ausnahme sind.
Radical Acceptance
Radical Acceptance ist eine Möglichkeit, mit Missbrauchserfahrungen umzugehen. Der Sinn von Radikaler Akzeptanz ist in diesem Kontext, dass Betroffene das Geschehene sowie den Narzissmus der Täter:innen als unveränderbar akzeptieren. Radical Acceptance kann Betroffenen zudem helfen den durch den Missbrauch entstandenen Schmerz als valides Symptom einer traumatischen Erfahrung anzuerkennen.
Reactive Abuse (Kritik)
Reactive Abuse (Kritik) ist ein problematischer Begriff, der für die Reaktion auf missbräuchliche Taten genutzt wird. Der Begriff impliziert, dass Betroffene selbst missbrauchen und Gewalt ausüben, wenn sie sich körperlich oder verbal gegen einen Angriff wehren. Trauma-sensibler ist es, in dem Fall von einer Fight Response zu sprechen, einer der vier Trauma Responses.
Red Flags
Red Flags ist der englische Begriff für Anzeichen, dass eine Person toxisch, missbräuchlich und / oder narzisstische Züge hat (oder haben könnte). Erste Red Flags können sein: Unzuverlässigkeit, Non-Pologies, Negging, Ghosting, Widersprüche zwischen Worten und Taten, oder Pity Ploys.
Rejection Sensitive Dysphoria
Rejection Sensitive Dysphoria bezeichnet ein Konzept, das auf der Annahme beruht, dass insbesondere Menschen mit ADHS bzw. Autist:innen eine enorme Angst vor Ablehnung empfinden. RSD kann sich in verschiedenen Ausprägungen und Situationen zeigen. Das Konzept umfasst dabei sowohl die Angst vor einer realen Zurückweisung durch das Umfeld als auch die Annahme an sich, dass eine Zurückweisung stattfinden könnte. Menschen mit RSD entwickeln sich dadurch oftmals zu People Pleasern und Perfektionist:innen, oder vertagen wichtige Projekte aufgrund von Selbstzweifeln. Manche reagieren mit nach außen gerichteter Wut, bei anderen richtet sich diese nach innen. Die Angst vor der Ablehnung führt mitunter zu psychischen und körperlichen Schmerzen. Im Missbrauchskontext können diese Faktoren dazu führen, dass es Betroffenen noch schwerer fällt, sich aus einer solchen Beziehung zu lösen, und die Manipulationstaktiken von Täter:innen können die Symptome einer solchen RSD um ein Vielfaches verstärken.
Re-Traumatisierung
Re-Traumatisierung bezeichnet eine erneute Traumatisierung nach einem traumatischen Ereignis, die sowohl bewusst oder unbewusst von Menschen ausgeübt werden kann. Re-Traumatisierend kann dabei sowohl ein Ereignis sein, dass dem ursprünglichen Trauma 1:1 gleicht, oder eine vermeintliche Kleinigkeit, die die betroffene Person an das einstige Trauma erinnert (z.B. ein Geruch, ein Geräusch, Musik, ein Ort oder ein bestimmter Tag, der Erinnerungen hervorruft).
S
Sadismus
Sadismus bezeichnet das Empfinden von Freude und Genugtuung, wenn andere Menschen Leid, Trauer und Schmerzen empfinden. Dabei wird im Allgemeinen unterschieden zwischen sexuellem Sadismus, der einvernehmliche sexuelle Praktiken mit einschließt, sowie behandlungsbedürftigem Sadismus als Störung, der in Straftaten münden und mitunter gravierende Folgen für Betroffene haben kann. Gleichzeitig sollte stets beachtet werden, dass auch in diesem Kontext die Grenzen fließend sind.
Safe(r) Space
Safe(r) Space bezeichnet einen (virtuellen oder physischen) Ort, der für eine von Gewalt betroffene Gruppe sicher ist. Ein Safe Space für Schwarze Menschen kann ein Ort sein, zu dem Menschen, die keinen Rassismus erfahren haben, auch keinen Zutritt haben. Ein Safe Space für Menschen mit Traumaerfahrungen kann ein Ort sein, an dem trauma-sensible Sprache genutzt wird.
Saviorism
Saviorism bezeichnet eine Verhaltensweise, bei der Menschen die Rolle des Retters übernehmen – oftmals, ohne darum gebeten worden zu sein. Eine Art von Saviorism ist White Saviorism, also weiße Menschen, die beispielsweise Hilfsprojekte in Afrika unterstützen, zeitgleich jedoch Anti-Schwarzen Rassismus reproduzieren und den Mythos des „armen Afrikaners“ manifestieren. Dass Afrika ein vielfältiger Kontinent mit zahlreichen Kulturen, Sprachen und Metropolen ist, wird dabei außer Acht gelassen. In den Vordergrund rückt stattdessen der „weiße Retter“ und seine „Wohltaten“ (siehe dazu auch Communal Narcissism). Saviorism kann sich in narzisstischen Beziehungen auch zeigen, indem Narzisst:innen Hilfsbereitschaft vorspielen oder anbieten, um dadurch Bestätigung und Aufmerksamkeit zu erhalten, sowie eine emotionale oder finanzielle Abhängigkeit zu erschaffen. Häufig wird das Annehmen der Hilfe Betroffenen später zum Vorwurf gemacht oder als Druckmittel benutzt.
Scapegoat
Der Begriff Scapegoat, also Sündenbock, wird v.a. im Kontext von häuslicher Gewalt im familiären Kontext für das (emotional und finanziell) benachteiligte Kind verwendet. Insbesondere, wenn es mehrere Geschwisterkinder in einer Familienkonstellation gibt, muss in missbräuchlichen Dynamiken oftmals ein Kind als Sündenbock herhalten. In dem Fall werden auch die einzelnen Kinder gegeneinander ausgespielt, und es findet eine kontinuierliche (sowohl offensichtliche als auch subtile) Abwertung des sog. Scapegoats statt. Während das eine Kind mit Abweisung und emotionaler Kälte gestraft wird, wird das sog. Golden Child mit (vermeintlicher) Liebe sowie materiellen Geschenken überschüttet. Diese Abwertung kann auch komplett willkürlich sein, beispielsweise wenn Eigenschaften, die beim Golden Child geschätzt werden, beim Scapegoat kritisiert werden.
Self Diagnosing
Self Diagnosing bezeichnet den Prozess der Selbstdiagnose, z.B. im Kontext von Trauma, Neurodiversität oder seltenen chronischen Erkrankungen. Häufig werden Betroffene über Jahre hinweg von Ärzt:innen vertröstet oder die Eigenrecherche sowie das Erfahrungswissen nicht ernst genommen. Eine Diagnose zu erhalten ist mit vielen Hürden verbunden, was inbesondere mit strukturellem Ableismus, Klassismus, Rassismus und Sexismus zusammenhängt. Daher sollten Selbstdiagnosen als valide anerkannt werden.
Silencing
Silencing ist eine Form der psychischen Gewalt mit dem Ziel, Personen zum Schweigen zu bringen, die über ihre Gewalterfahrungen sprechen oder schreiben. Silencin kann von Täter:innen selbst ausgeübt werden (z.B. indem sie Gewalt oder rechtliche Schritte androhen) oder durch deren Enabler stattfinden (z.B. indem diese die Gewalttat verharmlosen, als Lüge darstellen oder eine Smear Campaign befeuern).
Silent Treatment
Silent Treatment ist eine Form der psychischen Gewalt, bei der Täter:innen das Opfer mit Schweigen bestrafen. Dies zeigt sich entweder in Form von Nachrichten, die eine lange Zeit unbeantwortet bleiben, oder einem stunden-/tage-/wochenlangen Anschweigen im Alltag. Jeder Versuch der Kommunikation und Konfliktklärung durch Betroffene bleibt dabei unbeantwortet. Häufig wird diese Taktik als Machtinstrument genutzt, um Ängste und Unsicherheiten in Betroffenen zu schüren. Zudem verstärkt diese Taktik auch das Trauma Bonding, insbesondere wenn es zu eine „Versöhnung“ oder Hoovering durch Täter:innen kommt.
Situational Psychopathy / Situational Sociopathy
Situational Psychopathy / Sistuational Sociopathy nach Preston Ni ist ein Konzept, das situations-abhängige Psychopathie bzw. Soziopathie in einen politischen Kontext setzt. Als Beispiel nennt Preston Ni Menschen, die im familiären Umfeld empathisch und liebevoll agieren, dann jedoch anderen Personengruppen gegenüber abwertend, missbräuchlich, diskriminierend und gewaltvoll handeln.
Smear Campaign
Smear Campaign bezeichnet eine durch Täter:innen in Gang gesetzte Kampagne, die den Ruf der betroffenen Person massiv schädigen soll. Dabei werden Personen aus dem sozialen Umfeld des Opfers bewusst durch Lügen, Halbwahrheiten, verdrehte Tatsachen und Intrigen manipuliert. Häufig beginnt die Smear Campaign schon in der Lovebombing Phase, also lange bevor das Opfer es erahnt. Teil der Smear Campaign sind auch Enabler, die bewusst oder unbewusst diese rufschädigen Infos weiterverbreiten, sowie Neutral Bystander, die keine Position beziehen. Viele Smear Campaigns laufen heutzutage auch medial ab, nicht nur, wenn Täter:innen und / oder Opfer selbst in der Öffentlichkeit stehen.
Sociopathic Splitting nach Preston Ni
Sociopathic Splitting bezeichnet laut Preston Ni den Prozess hinter situationsabhängiger Soziapathie bzw. Psychopathie, also dass eine Personengruppe als wertvoll und menschlich angesehen wird, während andere Gruppen als wertlos und unwürdig betrachtet, und auch so behandelt werden. Diverse Diskriminierungsformen basieren auf Sociopathic Splitting.
Soziale Dominanz-Orientierung (Social Dominance Orientation)
Narzissmus hängt mit einer höheren sozialen Dominanz-Orientierung zusammen. Soziale Dominanz-Orientierung (Social Dominance Orientation) beschreibt die Akzeptanz oder Unterstützung gesellschaftlicher Hierarchien, die die Dominanz der herrschenden sozialen Gruppe über unterlegene soziale Gruppen beinhalten. Menschen mit einer stark ausgeprägten sozialen Dominanz-Orientierung denken und handeln nach dem Prinzip „Fressen oder gefressen werden“. Sie befürworten soziale Ungleichheit, Ausbeutung und Benachteiligung sowohl auf individueller als auch auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. Sie versuchen, ihre eigene gesellschaftliche Position in der gesellschaftlichen Hierarchie durch individuelles Handeln zu verbessern und lehnen politische Unterstützung benachteiligter Gruppen ab.
Soziopathie
Soziopathie wird als eine schwerwiegende Form der narzisstischen Persönlichkeitsstörung angesehen. Die Verwendung des Begriffs ist jedoch umstritten und ist häufig nur schwer von der Psychopathie zu unterscheiden. Soziopathie zeigt sich insbesondere in Form von einem Mangel an emotionaler Empathie, Reue und Einfühlungsvermögen, manipulativen Verhaltensweisen, sowie einem Mangel an Impulskontrolle und daraus resultierendem aggressivem und kriminellem Verhalten. Laut Dr. Ramani Durvasula agieren Psychopath:innen kalkulierter und subtiler, während Soziopath:innen Regelbrüche impulsiver und offensichtlicher ausüben.
Spiritueller Missbrauch
Spiritueller Missbrauch bezeichnet Missbrauch, der in Glaubensgemeinschaften, Sekten oder esoterischen Gruppierungen stattfindet. Dabei werden insbesondere Menschen, die in solchen Gemeinschaften Rat oder Hilfe suchen, aber auch diejenigen, die aus anderen Motiven Teil dieser Gruppierungen werden bzw. sind, durch die gängigen Manipulationstaktiken emotional oder finanziell abhängig gemacht. Vor allem durch Gaslighting wird eine Hierarchie befeuert, die darauf beruht, Weltbilder sowie missbräuchliche Verhaltensweisen und Handlungen nicht in Frage zu stellen. Auch wird der Kontakt zur Außenwelt bzw. Menschen, die nicht Teil der Gruppierung sind, oftmals kritisiert oder ganz unterbunden, was zu einer Isolation der Betroffenen führt, und so die jeweiligen Abhängigkeitsverhältnisse verstärkt.
Stalking
Stalking ist eine Form der Kontrolle und des Machtmissbrauchs. Täter:innen stellen Betroffenen nach oder verfolgen sie, hacken sich in Social Media Accounts oder kontrollieren soziale Kontakte. Die Intention ist dabei stets eine böswillige und grenzüberschreitende Kontrolle. Täter:innen sehen Betroffene meist als ihren Besitz an und nicht als autonomes Individuum mit einem Recht auf Freiheit und Selbstständigkeit. Stalking geht meist mit dem Vorwurf des Lügens und der Unehrleichkeit einher bzw. wird das übergriffige Verhalten so durch Täter:innen begürndet und entschuldigt. Zudem werden auch Betroffene von narzisstischer Gewalt des Stalkings bezichtigt, bspw. wenn sie aufgrund regelmäßiger Vertrauensbrüche und Lügen private Textnachrichten der Narzisst:innen lesen. Während dies für viele Betroffene die einzige Möglichkeit ist, die Wahrheit zu erfahren, und Täter:innen Trust Issues durch ihr eigenes Fehlverhalten befeuern, ist tatsächliches Stalking eine Straftat, die in Deutschland mit bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe geahndet wird.
Stealthing
Stealthing bezeichnet das Enfernen des Kondoms ohne vorherige Absprache mit dem Gegenüber und ist somit eine Form der sexuellen Gewalt. Täter:innen setzen Betroffene dadurch dem Risiko einer Schwangerschaft und / oder der Übertragung von Geschlechtskrankheiten aus. Zwar ist Stealthing in Deutschland eine Straftat, wird jedoch auf juristischer Ebene häufig nicht – wie in Schweden beispielsweise – als Vergewaltigung, sondern als sexuelle Übergriffigkeit angesehen.
Stigma / Stigmatisierung
Stigma / Stigmatisierung bezeichnet das negative und unrechtmäßige Beurteilen einer Erkrankung, Personengruppe oder Verhaltensweise. Eine gesellschaftliche Stigmatisierung kann beispielsweise dazu führen, dass Personen Silencing ausüben, weil sie der Meinung sind, dass es nicht angebracht ist, über bestimmte Themen zu sprechen.
Stockholm Syndrom
Das sog. Stockholm Syndrom hat seine Ursprünge in Dynamiken, die aus Kidnapping-Situationen bekannt sind, ist jedoch auch auf missbräuchliche Beziehungen übertragbar. Dabei sympathisieren Betroffene häufig mit Täter:innen, nehmen diese in Schutz, und wehren jegliche von außen an sie herangetragene Kritik am Verhalten der Täter:innen vehement ab. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass dieses Verhalten eine psychologische Schutzreaktion ist auf eine als ausweglos wahrgenommene Situation ist (siehe dazu auch Fawn Response im Eintrag zum Thema Trauma Responses).
Stonewalling
Stonewalling bezeichnet das bewusste Ignorieren von Fragen oder Textnachrichten in einer Konfliktsituation. Jeder Gespärchsversuch durch Betroffene läuft dabei ins Leere. Täter:innen lenken in solchen Situationen häufig vom eigentlichen Thema ab, geben nur vage oder ambivalente Antworten oder melden sich kurze Zeit später mit irrelevanten Informationen bei Betroffnen, die nicht in Zusammenhang mit dem eigentlichen Konflikt stehen.
T
Täter-Opfer-Umkehr
Täter-Opfer-Umkehr kann sowohl durch Täter:innen als auch Enabler stattfinden. Dabei wird die komplette Schuld (oder zumindest ein anteiliges Selbstverschulden) in der betroffenen Person gesucht, während Täter:innen häufig pauschal in Schutz genommen werden, ohne dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Vorwürfen stattfindet. Auch geht Täter-Opfer-Umkehr oft mit der Annahme einher, dass es in einer Missbrauchsdynamik zwei gleichwertige Seiten gebe. Auch Betroffene betreiben oft Täter-Opfer-Umkehr, indem sie sich selbst die Schuld an dem Verlauf oder dem Ende einer Beziehung sowie dem Verhalten der Täter:innen geben. Diese Art der Täter-Opfer-Umkehr resultiert aus der Manipulation und dem Gaslighting der Täter:innen.
Trauma
Der Begriff Trauma bezeichnet eine seelische Verletzung, die durch ein Ereignis, das als lebensbedrohliches empfunden wird, ausgelöst wird. Ein Trauma kann durch Gefahrensituationen wie Kriege oder Unfälle, sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung, aber auch durch psychische Gewalt und emotionale Vernachlässigung entstehen. Wissenschaftlich nachgewiesen sind auch Generationen übergreifende Traumata, sei es bspw. in den Nachkriegsgenerationen durch die Geschehnisse während des 1. und 2. Weltkrieges, oder aber in der Afro-Amerikanischen Bevölkerung aufgrund der Auswirkungen von Versklavung, Kolonialismus und dem gesellschaftlich verankerten Rassismus.
Trauma Responses (Fawn, Fight, Flight, Freeze)
Der Begriff Trauma Responses (Fawn, Fight, Flight, Freeze) bezeichnet die Reaktionen der Betroffenen während einer traumatischen Erfahrung. Eine Fight Response zeichnet sich durch körperliche und verbale Abwehr aus. Betroffene, die so auf eine traumatisierende Aktion reagieren, werden im Nachhinein häufig mit psychischen Erkrankungen fehldiagnostiziert, sofern das missbräuchliche System, in dem sie sich befinden, nicht als solches Erkannt wird. Im Gegensatz dazu steht die Freeze Response, bei der Betroffene erstarren und dissoziieren. Dabei handelt es sich jedoch ebenfalls um einen körperlichen und psychischen Schutzmechanismus. Die Flight Response bezeichnet die Flucht aus der Gefahrensituation, während die Fawn Response darin bestehen kann, Täter:innen zu beschwichtigen, um den Frieden zu wahren und die Situation zu de-eskalieren.
Trauma Bonding
Trauma Bonding ist der Begriff für eine traumatische Bindung auf emotionaler Ebene, die durch den Wechsel aus Hochs und Tiefs in einer missbräuchlichen Beziehung bei Betroffenen entsteht. Täter:innen verstärken das Trauma Bonding bei Betroffenen insbesondere durch Hoovering in Form von Future Faking. Gleichzeitig verstärkt sich dadurch bei Betroffenen die kognitive Dissonanz, und es entstehen widersprüchliche Gefühle (Hoffnung, Zuversicht, Trauer, Verlustängste, Panik), was wiederum in einer Handlungsunfähigkeit der Betroffenen resultiert. Auch langfristig und generationenübergreifend hat Trauma Bonding negative Folgen für Betroffene.
Triangulation (Triangulierung)
Triangulation (Triangulierung) bezeichnet das Einbinden weiterer Personen in eine Beziehungsdynamik durch Täter:innen, mit der Intention mindestens einer der Personen zu schaden, Eifersucht zu erzeugen, Ängste zu schüren und zugleich noch mehr narzisstische Anerkennung und Bestätigung zu erhalten. Triangulation kann in Paarbeziehungen bedeuten, dass Täter:innen aktiv fremdgehen, zeigt sich jedoch auch in Form von Bemerkungen oder Halbwahrheiten, die ein Fremdgehen nur andeuten. Im berufichen Kontext werden oftmals Miterbeiter:innen gegeneinander ausgespielt, im familiären Kontext werden z.B. Geschwister von klein auf trianguliert.
Trigger
Trigger bezeichnet im trauma-psychologischen Kontext alles, was negative Emotionen bei Betroffenen und Überlebenden auslösen und zu einer Re-Traumatisierung sowie psychischen und körperlichen Symptomen (bspw. Panik- und Angstzuständen, körperlichen Schmerzen und Verspannungen, Kopfschmerzen oder Dissoziation und weiteren PTBS-Symptomen) führen kann. Ein solcher Trigger kann eine Aussage, ein einzelnes Wort, ein Ort, Musik oder andere Geräusche, Gerüche, Farben, Personen aus dem Umfeld der Täter:innen und vieles mehr sein.
Tone Policing
Tone Policing ist eine Form der psychischen Gewalt, bei der Betroffene für ihre Tonwahl kritisiert und zurechtgewiesen werden, wenn sie über Gewalterfahrungen wie Missbrauch oder Diskriminierung sprechen und Täter:innen kritisieren oder medial outcallen. Tone Policing führt zudem dazu, dass von der eigentlichen Tat abgelenkt wird, und die Kritik sich unberechtigterweise gegen die betroffene Person wendet. Auch werden berechtigte Trauer und Wut durch Menschen, die Tone Policing ausüben, nicht anerkannt, sondern als übertrieben dargestellt.
Toxic Amnesia
Toxic Amnesia bezeichnet eine Form der Manipulation und des Gaslighting, bei der Täter:innen vorgeben, ihre eigenen Taten vergessen zu haben und / oder sich an den Tathergang nicht mehr erinnern zu können. Toxic Amnesia führt dazu, dass Betroffene ihre eigene Wahrnehmung und Erinnerung in Frage stellen. Wird das Umfeld mit eingebunden, zeichnen Täter:inne so zudem ein Bild des „verrückten, lügenden Opfers“ und untergraben die Glaubwürdigkeit der betroffenen Person.
Toxic Masculinity (Toxische Männlichkeit)
Der Begriff Toxic Masculinity bezeichnet eine Vielzahl an (erlernten) Verhaltensweisen, die als “klassisch männlich” definiert werden, und sowohl für Jungen, Männer als auch deren Umfeld schädlich ist. Stereotypisch männliche Verhaltensweisen sind beispielsweise kontrollierendes Verhalten und Machtdemonstration, der Versuch immer stark zu sein und keinerlei Emotionen zuzulassen, oder den Glauben an die eigene Überlegenheit (insbesondere gegenüber Frauen und marginalisierter Gruppen).
Toxic Positivity
Toxic Positivity bezeichnet die Annahme, in jeder Lebenssituation, jedem Menschen und jedem Geschehnis etwas positives und gutes zusehen, und / oder Menschen einzureden, dass auch Schlechte Erfahrungen einen Mehrwert haben. Dabei wird außer Acht gelassen, dass auch negative Gefühle valide sind, dass nicht jedes Trauma stärker macht, dass es auch schlechte Menschen mit bösen Absichten gibt. Toxic Positivity ist somit auch eine Form des Gaslightings und führt u.a. dazu, dass Traumata als solche nicht anerkannt werden oder Betroffene dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sie unter bestimmten Umständen leiden.
Toxisch (Kritik)
Der Begriff toxisch wird genutzt, um Verhaltensweisen zu beschreiben, die einen negativen Einfluss auf das Umfeld der handelnden Person haben. Der Begriff wird im allgemeinen Sprachgebrauch für Verhaltensweisen eingesetzt, die in das narzisstische Spektrum fallen, bleibt jedoch vage und bezieht sich viel eher auf den Effekt, den das Handeln auf Betroffene hat, statt den Fokus auf die narzisstisch handelnde Person zu lenken.
Trust Issues
Trust Issues bezeichnet Vertrauensprobleme. Häufig wird der Begriff von Täter:innen genutzt, um Betroffene zu gaslighten, zu verunsichern, ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden und von dem eigentlichen Grund für den Mangel an Vertrauen – dem Fehlverhalten der Täter:innen – abzulenken.
Twofaced
Twofaced bezeichnet Menschen, die in ihrem Verhalten, ihren Aussagen und ihren Moralvorstellungen inkonsistent sind, diese jeweils an ihr Umfeld anpassen. Häufig geht dies einher mit Manipulationstaktiken wie Grooming, Mirroring und Future Faking, dem Kreieren einer Fake Persona sowie notorischem Lügen.
U
Übergriffigkeit
Übergriffigkeit bezeichnet eine Grenzüberschreitung auf körperlicher, sexueller oder psychischer Ebene. Eine psychische Grenzüberschreitung besteht beispielsweise wenn Täter:innen unangenehmen Fragen stellen, Betroffene unter Druck setzen, herabwürdigende Kommentare und vermeintliche Witze auf Kosten der Betroffenen machen, oder private Informationen mit Dritten teilen.
V
Victim Blaming
Victim Blaming findet statt, wenn ein Opfer von Gewalt für die Tat verantwortlich gemacht oder der betroffenen Person eine Mitschuld gegeben wird. Passiert letzteres, läuft das Victim Blaming häufig deutlich subtiler ab, als eine offensichtliche Täter-Opfer-Umkehr. Victim Blaming zeigt sich beispielsweise in der Frage danach, wieso sich betroffene nicht gewehrt haben, wieso sie eine missbräuchliche Beziehung nicht einfach verlassen haben, oder wieso sie nicht schon früher Hilfe gesucht haben. Im Kontext von sexueller Gewalt wird oftmals der Kleidungsstil von Betroffenen als Grund für Übergriffe genutzt. Victim Blaming lenkt somit von der Schuld des Täters ab und ist damit auch eine Form von Täterschutz.
W
Walking on Eggshells
Walking on Eggshells oder „Auf Eierschalen laufen“ beschreibt einen Zustand der Wachsamkeit, der darauf basiert, dass Täter:innen häufig undurchschaubar erscheinen. Betroffene agieren innerhalb dieser Beziehung zu narzisstischen Täter:inne oftmals übervorsichtig, verunsicher und ängstlich, da nicht absehbar ist, welche Aussage oder Handlung zum nächten Konflikt führt. Der ständige Wechsel aus Lovebombing und Devaluation sowie den daraus resultierenden Konflikten erschwert es betroffenen, Wünsche oder Kritik offen zu kommunizieren.
Weaponized incompetence (Manipulative Inkompetenz)
Von Weaponized incompetence (bzw. Manipulativer Inkompetenz) spricht man, wenn eine Person vermeintliche die eigene vermeintliche Inkompetenz, also die Unfähigkeit etwas zu tun, ausnutzt, um so die Verantwortung von sich zu weisen und emotionale Care-Arbeit, Tätigkeiten im Haushalt, oder andere relevante Erledigungen anderen Personen aufzubürden. Täter:innen behaupten in solchen Situationen, unliebsame Aufgaben nicht zu können oder erledigen diese absichtlich falsch. Springt das Opfer für sie ein, und übernimmt die Aufgabe, haben Täter:innen ihr Ziel erreicht. Dies führt vor allem in (heteronormativen) Paarbeziehungen zu einem Machtgefälle, Ausbeutung sowie einem mehr oder weniger subtilen Abhängigkeitsverhältnis innerhalb der Beziehung. Oftmals geht manupulative Inkompetenz auch mit Aspekten von Gaslighting und Abuse Amnesia einher, also einer vermeintlichen Vergesslichkeit der Täter:innen.
sog. Weiblicher Narzissmus (Kritik)
sog. Weiblicher Narzissmus (Kritik) ist ein Begriff, der auf der Annahme basiert, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts auf eine andere Art und Weise narzisstischen Missbrauch ausüben. Dabei läuft narzisstischer Missbrauch im Grunde stets gleich ab, egal welches Geschlecht die ausübende Person hat. Viel eher hat es gesellschaftliche und soziale Gründe, wieso cis-männliche Täter beispielsweise eher zu sexueller oder körperlicher Gewalt tendieren und mitunter seltener dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
Whataboutism
Whataboutism bezeichnet eine Manipulationstaktik, bei der Täter:innen von einem Konflikt oder einer Kritik ablenken, indem sie auf ein anderes Thema verweisen oder ein vermeintliches Fehlverhalten von Betroffenen thematisieren. Whataboutism dient dazu, von der eigenen Schuld abzulenken und das eigene Fehlverhalten zu verharmlosen.
White Collar Narcissism
White Collar Narcissism
Word Salad
Word Salad bezeichnet eine von narzisstischen Täter:innen genutzte Art der Kommunikation in Konfliktsituationen, bei der das Gegenüber durch schnelle Themenwechsel, vage und widersprüchliche Aussagen, Guilttripping und Gaslighting sowie whataboutism und narcissistic ragemanipuliert, eingeschüchtert und verwirrt wird. Es kommt zu keiner aufrichtigen Konfliktölsung, außer die betroffene Person gibt nach. Betroffene empfinden diese Situationen oftmals als besonders ermüdend und triggernd.
Texte: Lisa Jureczko
Co-Autorin & Reviewerin: Swetlana Nowoshenowa
Q U E L L E N
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